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Groß oder klein?


Es ist kein Geheimnis, dass die meisten gemeinnützigen Organisationen begrenzte Ressourcen haben und sich daher genau überlegen müssen, wie sie diese einsetzen. In der Praxis und in den Gesprächen mit den eigenen Gremien kommt daher häufig auch die Diskussion auf, welche Zielgruppe denn ins Auge gefasst werden sollte. Sprich: wollen wir unsere Einnahmen hauptsächlich über wenige, aber dafür finanzstarke Kooperationen und Großspender abdecken oder wendet man sich an die breite Bevölkerung, um über viele Kleinspenden das Geld für das eigene Projekt zu beschaffen?
Kennt ihr dieses Problem? Wie habt ihr dies für Euch entschieden?
Sicher kann es hier kein Patentrezept geben, das steht fest. Jede Organisation muss für sich selbst die Zielgruppe ganz genau definieren. Und dies soll auch kein Post sein, in dem ich Euch die Spendenpyramide näher bringe, die da besagt, dass aus Kleinspendern über die Zeit hinweg bei guter Betreuung Großspender werden können. Das ist mit Sicherheit richtig! Aber lohnt es sich für ein Projekt, in dem es beispielsweise um mehrere 100.000 Euro geht wirklich, Privatpersonen für 10, 20 oder 50 Euro anzusprechen?
Hier einige Fragen, die bei der Entscheidung möglicherweise etwas helfen können:
  • Was bietet das eigene Netzwerk bereits? Wer kennt wen und an wen kommt man so ggf. schnell heran?
  • Sind Unternehmenskooperationen oder die Beantragung von Fördermitteln gewollt? Wenn ja, sollten diese bei Großprojekten unbedingt im Auge behalten werden.
  • Was passt zur eigenen Organisation? Welcher Personenkreis interessiert sich für das Anliegen, das man selbst vertritt? Wenn die breite Bevölkerung daran interessiert ist, warum nicht den Schritt wagen und diese ansprechen?
  • Wie viel Zeit hat man wirklich um das Geld zu sammeln? Wenn wenig Zeit zur Verfügung ist, macht es definitiv Sinn, seine Kapazitäten zu bündeln und über Kooperationen oder wenige Großspender einen Großteil des benötigten Geldes zu akquirieren.
Abschließend noch meine ganz persönliche Meinung und meine Herangehensweise:
Auch wenn es für einige Organisationen Sinn macht, sich auf Großspender zu fokussieren, würde ich die Arbeit immer etwas streuen und beide Wegen gehen – aber nicht mit der gleichen Intensität. Nehmen wir an, eine Institution hat sich vorgenommen, Großspender als Hauptzielgruppe anzusprechen, dann wäre mein Vorschlag, 90 Prozent der verfügbaren Zeit auf diese Zielgruppe zu verwenden. Mit den restlichen 10 Prozent kann man neue Wege ausprobieren, sei es über Spendenmailings oder Online Fundraising,…. Es macht sicherlich Sinn, hier pro Woche ein bestimmtes Zeitbudget festzulegen, beispielsweise sich vorzunehmen, 15 Minuten pro Woche für das Online Fundraising (Nutzung von Spendenportalen wie gooding oder betterplace, Social Media, Blog,…) zu investieren. Oder anders rum: wenn eine Organisation die breite Masse ansprechen will, sollte man vielleicht trotzdem 20 Minuten pro Woche nutzen, um in persönlichen Telefonaten mit potentiellen Förderer und Kooperationspartner zu sprechen.  Der Vorteil dieser Methode: man kann eine Ergebniskontrolle durchführen. Was bringt es tatsächlich? Denn nach 3-6 Monaten kann man sich ja die Zahlen anschauen: wie viele Großspender haben wir gewonnen und wie viel haben sie gespendet und wie viele Kleinspenden sind im Zeitraum zusammengekommen? Allerdings muss man sich dabei aber auch bewusst sein, dass mit den 10 Prozent nicht viel bzw. nur in langsamen Schritten etwas erreicht werden kann. Sollte dieses Ergebnis nach einer Testphase dann nicht befriedigt sein, kann man die eigene Strategie ja immer nochmal überdenken, aber man hat es zumindest einmal versucht und Erfahrungen gesammelt. Für Vereine, die gerade mit dem Fundraising anfangen, ist es denke ich am sinnvollsten tatsächlich erst einmal mit Kleinspenden anzufangen um sich so die nötige Sicherheit anzueignen.
An dieser Stelle auch noch der Link zu einem sehr interessanten Beitrag zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Großspender-Fundraising: Quelle: sozialmarketing.de
http://sozialmarketing.de/wider-dem-hype-grossspenden-fundraising/

Hat diese Art der Aufteilung jemand versucht und wenn ja, wie sind Eure Erfahrungen?
Ich bin gespannt auf das Feedback.
Viele Grüße


Maria

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